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"Christine" ist ursprünglich ein Roman des bekannten Horror-Autors Stephen King, der im Jahre 1983 erschien. Noch im selben Jahr produzierte John Carpenter den gleichnamigen Kinofilm. In beiden Geschichten steht ein 1958er Plymouth im Mittelpunkt, genauer gesagt ein Fury (Roman) bzw. ein Belvedere Sport Coupe (Film).


Der Film von John Carpenter

Arnie Cunningham ist ein typischer Highschool-Looser mit dicker Brille, der als solcher natürlich auch als Prügelknabe herhalten darf, und zwar für eine Gang mit dem Anführer Buddy Reperton. Eines Tages trifft Arnie zusammen mit seinem besten Freund Dennis Guilder auf einen völlig heruntergekommenen Plymouth Belvedere im Garten eines schrägen alten Vogels, George LeBay, der genauso abgewrackt wie das Auto aussieht. Arnie verliebt sich sofort in den Wagen und kauft ihn LeBay ab.

Allem Gespött und dem Widerstand seiner Eltern zum Trotz macht Arnie sich an die Restauration des Wagens. Als dieser schließlich wie neu ist, wirkt auch Arnie wie verwandelt. Er trägt plötzlich keine Brille mehr, hat ein selbstsicheres Auftreten und kommt mit Leigh Cabot, dem schönsten Mädchen der Highschool, zusammen. Doch Christine ist kein gewöhnliches Auto und zeigt schnell ihre Eifersucht um Arnie. Dennis wird während eines Football-Spiels schwer verletzt, und Leigh wäre auf dem Beifahrersitz beinahe an einem Burger erstickt.

Während dessen schwört Buddy Reperton Rache an Arnie, da er bei ihrer letzten Konfrontation mächtig Ärger von der Schulleitung bekommen hat. Eines Nachts sucht er mit seiner Gang Christine an ihrem Stellplatz auf, und mittels Äxten, Knüppeln und sonstigem Werkzeug wird sie in einen Haufen Schrott verwandelt.

Als Arnie den Schaden am nächsten Morgen sieht, rastet er auch gegenüber seiner Freundin und seinen Eltern völlig aus. Doch nun offenbart Christine ihm ihre geheimnisvollen Kräfte. Sie repariert sich vor Arnies Augen selbst, was dieser mit großer Befriedigung zur Kenntnis nimmt.

In den nächsten Nächten geht Christine nun ihrerseits auf Rachefeldzug. Erst wird Moochie Welch beseitigt, dann der Rest von Buddies Gang in einer spektakulären Tankstellen-Explosion. Die daraufhin lichterloh brennende Christine nimmt sich Buddy selbst in aller Seelenruhe als letzten vor.

Ziemlich fertig und im wahrsten Sinne des Wortes abgebrannt kehrt Christine zu ihrem Stellplatz zurück. Dort wird sie vom Besitzer der Halle, Will Darnell, ertappt. Dieser wundert sich, was passiert ist, und beginnt damit, an ihr herumzuschnüffeln. Christine läd ihn zu einem kurzen Rock'n'Roll Ständchen ein und zerquetscht die Nervensäge dann sauber zwischen Sitz und Lenkrad.

Bei einer so beeindruckenden Anzahl an Beseitigten gerät die Polizei allmählich aus dem Häuschen. Doch da Christine am nächsten Morgen jeweils immer wie neu dasteht, und Arnie, der von alledem nichts weiß, ebenfalls immer ein wasserfestes Alibi hat, kommen die Kollegen nicht weiter. Dennis, der sich mittlerweile halbwegs von seiner Verletzung erholt hat, spürt aber mehr und mehr, daß Arnie immer fremder und unheimlicher wird. Natürlich macht er Christine dafür verantwortlich.

Also beschließt er zusammen mit Leigh, dieser in Darnells Halle eine Falle zu stellen. In einem etwas chaotischen Endkampf gelingt es den beiden dann auch, das Auto mit einem Bagger zu zerstören - oder zumindest vorerst zur Ruhe zu bringen. Dummerweise tauchte Arnie zuerst als (Mit)Fahrer von Christine auf. Nachteilig für ihn bei dieser Aktion: Anschnallgurte wurden dank Volvo erst in den 60ern eingeführt, und Christine ist von 1958, und somit geht er bei dem Spektakel mit drauf. Christine endet vorerst in der Schrottpresse. Doch ob es dabei bleibt...? ;-)


Das Buch von Stephen King

Das Buch unterscheidet sich in einigen Dingen mehr oder weniger stark vom Film. Arnie, der als Looser im Buch Pickel, statt eine Brille hat, kauft Christine nicht vom Bruder des Vorbesitzers, sondern von diesem selbst, Roland LeBay. Der lebt nämlich noch und stirbt erst nach dem Verkauf des Wagens.

Während Christine im Film ganz einfach als Fahrzeug mit Eigenleben schon bei ihrer Produktion erscheint, ist das Auto im Buch erst vom Geist des Roland LeBays besessen. Dieser steuert als Zombie-Gespenst das Auto und nimmt darin Rache an all den "Scheissern" (Zitat). Auf Beifahrersitz und Rückbank sammeln sich nach und nach die Beseitigten als lustige Zombie-Kumpels von LeBay. Deshalb stinkt es dann auch im Inneren von Christine manchmal recht uncool nach verfaulten Viechern.

Arnie selbst ist in Christines Gegenwart immer wie benebelt und bekommt z.B. kaum mit, wie diese sich selbst repariert (übrigens mittels genialem "Zeiträdchen-Zurückdreh-Trick" - daher auch der komische Meilenzähler). Er selbst macht wohl auch während der ersten Restaurationen kaum einen Finger krumm, auch wenn er es sich teilweise einbildet. Dafür wird er mehr und mehr zum LeBay-Clone. Er nimmt sein Verhalten an, die selbe Handschrift, hat Probleme mit dem Rücken und schimpft über die "Scheisser".

Viel intensiver als im Film werden Arnies Tätigkeiten für den Hallenbesitzer Darnell beschrieben. Für diesen unternimmt er Fahrten für alle möglichen Lieferungen illegaler Waren und bekommt deswegen auch zwischendurch Ärger von der Polizei.

Christine bzw. der darin verwesende LeBay-Zombie ist im Buch etwas fleissiger als im Film. Sowohl Rudolph Junkins, der Polizist, der Arnie und Christine hinterherschnüffelt, als auch Arnies Eltern müssen zusätzlich dran glauben. Dennis kommt am Ende offiziell mit Leigh zusammen, wenn auch nicht für immer. Und ganz zum Schluß, nachdem Christine bereits zusammen mit dem integrierten Zombie eingestampft war, scheint sich diese wieder reaktiviert zu haben, um LeBays Rachefeldzug zu beenden - auch den an Dennis und Leigh. Das bleibt allerdings offen.

Ehrlich gesagt habe ich das Buch erst nach dem Film gelesen, und obwohl ich so meine 2-3 Bücher im Monat schaffe, war ich bisher kein großer Stephen King Leser. Den sehr gelungenen Film habe ich nun schon x-mal gesehen und könnte das immer wieder tun, das Buch jedoch finde ich wesentlich schlechter. Natürlich ist es wie üblich wesentlich dichter und umfangreicher geschrieben. Es sind aber z.B. furchtbar viele überflüssige langweilige Passagen enthalten, Football-Ergebnisse, die keinen interessieren, oder grottig-laienhaft geschriebene Stellen, wo Arnie und Dennis versuchen witzig zu sein. Katastrophal unrealistisch sind teilweise auch die Szenen, in denen Christine mit eingebautem Zombie die "Scheisser" entsorgt. Der Höhepunkt bildet das Plattmachen von Darnell, der in seinem heimischen Wohnzimmer dank Asthma zu blöd ist, die Treppe zur ersten Etage zu nehmen, obwohl er bereits ordentlich Vorwarnzeit hatte. Zugegebenerweise ist die Killer-Szene mit Buddy im Film auch nicht realistischer, aber sie hat wenigstens Stil ;-)

Stephen King hat es mit dem Recherchieren auch nicht besonders drauf. Oder die Szene mit dem Anhalter, der Leigh vor dem Ersticken rettet, hatte er sich erst zwischendurch ausgedacht, und war dann zu faul, das Script zu ändern. Jedenfalls gab es den 1958er Plymouth Fury nicht als 5-Türer.


Christine - Das Auto

Im Buch wurde Christine als 1958er Plymouth Fury beschrieben (wobei es die rote Lackierung für den Fury sowieso nicht gab). Mit gerade mal gut 5000 produzierten Fahrzeugen war dieses Modell jedoch auch 1983 schon äußerst rar, so daß für den Film ausschließlich Plymouth Belvedere und auch Plymouth Savoy Modelle zum Einsatz kamen. Der 58er Fury, den es in diesem Jahr ohnehin nur als Sport Coupe gab, unterscheidet sich von außen quasi nicht von den Sport Coupe Editionen der Belvedere und Savoy Reihe, womit die Wahl ziemlich leicht fiel. Denn von letzteren wurden über 50.000 Exemplare produziert (36.000 bzw. 19.500).

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Film-Christine ein 1958er Plymouth Belvedere in 2+1 türiger Sport Coupe (ohne B-Säule) Ausführung ist. Sehr gut erkennbar ist das Jahr übrigens an der gebogenen Stoßstange vorne unter dem Kühler (die 59er hatten eine gerade Stoßstange) sowie dem horizontalen Kühlergrill unterhalb der Stoßstange (beim 57er war der vertikal). Farblich wurde eine rot-weisse Lackierung gewählt, die Innenausstattung ist komplett in Rot gehalten. Als Motorisierung kam die stärkste Variante, nämlich der "Golden Commander", zum Einsatz. Dieser ist ein 5,7Liter V8-Bigblock Motor mit 4fach-Vergaser und sagenhaften 305PS. Das Rock'n'Roll-fähige Radio gehörte selbstverständlich zur Serienausstattung :-)

Übrigens: Natürlich verfügte kein 58er Plymouth über die Schließ-Knöpfe an den Türen. Da diese aber in den 80ern recht bekannt für das typische Zuschließen von Fahrzeugen waren, wurden sie wohl als unterstreichendes Element im Film eingesetzt.

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